Bild: Lebensbedrohlicher Bronchospasmus? AMAX 4!

Lebensbedrohlicher Bronchospasmus? AMAX 4!

Schwerste Anaphylaxien und Asthmaanfälle treiben sogar den erfahrensten Notfallmediziner*innen die Schweißperlen auf die Stirn. Im AMAX4-Algorithmus werden Patient*innen behandelt, die an einem so schwerem Brochospasmus leiden, dass sie sich bewusstlos präsentieren und assistierte Beatmung benötigen.

Dr. Ben McKenzie ist ein australischer Notfallmediziner. 2021 verlor er seinen 15-jährigen Sohn
tragischerweise an eine Anaphylaxie. Aufgrund dieses schweren Verlusts schufen er und seine Frau
Tamara AMAX-4, eine Initiative die sich der Prävention unnötiger Todesfälle durch Allergien und
Asthma verschrieben hat.
Auf der Website ist neben Theorievorträgen der AMAX-4 Algorithmus zu finden, der sich mit der
Behandlung von kritischsten Asthmaanfällen und Anaphylaxien befasst, die über die
Standardtherapien hinausgehen. Hierunter fallen Patient*innen mit Verdachtsdiagnose Asthma oder
Anaphylaxie die sich bewusstlos präsentieren und assistierte Beatmung benötigen.


AMAX4 | Just a routine resuscitation


Erwachsene Patient*innen mit Anaphylaxie also Allergie mit A,B,C oder D-Problem sollten so bald wie
möglich, alle 5 Minuten, intramuskuläres Adrenalin erhalten bis sich die Symptome bessern. Die
Lebensbedrohung der allermeisten Patient*innen kann lt. Dr. McKenzie mit einer einmaligen Dosis
abgewendet werden.

 


Dr. McKenzie plädiert dafür die Anaphylaxie nicht immer nach ein und demselben Kochrezept zu behandeln. Für Atemwegsschwellung soll Adrenalin vernebelt werden. Bronchospasmen, die in über 90% der Fälle für Herz-Kreislaufstillstände bei Anaphylaxie verantwortlich sind, sollen noch vor Eskalation der Situation frühestmöglich durch inhalative Bronchodilatatoren und NIV therapiert werden, für Hypotonie soll unter anderem Flüssigkeitstherapie erfolgen.


Sind Patient*innen so krank, dass man nicht die 5 - 8 Minuten Anschlagzeit des i.m. Adrenalins abwarten kann, soll ein i.v. Adrenalinbolus in Dosis von 1 µg/kgKG verabreicht werden, um die Zeit zu überbrücken, bis ein Perfusor aufgezogen ist.


Er fordert zudem für einen spezifischen Asthma und Anaphylaxie-Algorithmus im Herz- Kreislaufstillstand, ähnlich dem spezifischem “traumatic cardiac arrest”-Algorithmus. Asthma und Anaphylaxie benötigten im Herz-Kreislaufstillstand nahezu dieselbe Therapie. Hier betont er die Wichtigkeit der ABC-Herangehensweise. Thoraxkompressionen seien wenig effektiv, da sie ohnehin nur deoxygeniertes Blut transportieren. Deshalb hätten hier die Atemwegssicherung und Beatmung eine sehr hohe Priorität. Zudem sind die benötigten Beatmungsdrücke häufig sehr hoch (50-100 cmH2O), weshalb eine frühestmögliche endotracheale Intubation entscheidend sei.
Sollte die endotracheale Intubation im ersten Versuch nicht erfolgreich sein drängt er auf den chirurgischen Atemweg, da die Zeit bis zur hypoxischen Hirnschädigung in diesem Stadium nur 4 kurze Minuten beträgt. Generell legt er auch einen großen Fokus auf nicht-technische Fertigkeiten und Human Factors. Diese und viele weitere Überlegungen und Konzepte findet man auf der AMAX4-Website.